Kompass der Gefühle von Neutral über Trauer, Freude, Wut, Überraschung, Angst, Verachtung bis zu Ekel.

Emotionale Ausdrücke im Gesicht unseres Gegenübers zu lesen, erscheint kinderleicht.  Doch es ist eine höchst komplexe Dechiffrierleistung des Gehirns. Das von den Psychologen  Paul Ekman und Wallace Friesen entwickelte Facial Action Coding System (FACS)  unterteilt das mimische Geschehen in 46 Aktionseinheiten wie »Zusammenziehen der  Brauen« oder »Heben der Mundwinkel«. Jede der sieben Grundemotionen des Menschen weist eine eigene Kombination davon auf – und zwar über (fast) alle Kulturen hinweg.

Neutral

Gleichmut, Gelassenheit und Ruhe sind gekennzeichnet durch entspannte neutrale Gesichtszüge, quasi in Grundstellung. 

  • neutral

Trauer

Im Gegensatz zur Freudemimik sacken die  Gesichtszüge bei trüber Stimmung nach  unten. Man macht buchstäblich ein langes  Gesicht. Entsprechend heißt der Hauptakteur dieses Trauerspiels Musculus depressor  anguli oris. Augenpartie, Mund und Kinn werden bei stärkeren Emotionen angespannt oder beginnen zu zittern. Beim Weinen tritt der Musculus orbicularis oculi in Aktion und bringt die Tränenflüssigkeit in Wallung.

  • betrübt
  • verzweifelt
  • weinend
  • Niedergeschlagen

Freude

Musculus zygomaticus major, der große Jochbeinmuskel, heißt der Garant eines echten Lächelns. Er lässt sich willentlich nur schwer steuern, weshalb  der Versuch, ein fröhliches Gesicht zu machen, oft in erstarrtem Grinsen endet. Kennzeichen der Glücksmimik sind zudem gehobene Augenbrauen sowie durch das Hochrutschen der Mundwinkel und Wangen verengte Augen. Bei starker Freude entblößen wir zudem die Zähne.

  • lachend
  • amüsiert
  • zufrieden
  • ekstatisch
  • begeistert
  • erfreut

Wut

Ein leicht gesenkter Kopf, die durch Heben der Oberlippe »gefletschten« Zähne sowie eine verkniffene Stirnpartie sollen bedeuten: Nimm dich in Acht! Zudem läuft der Musculus corrugator supercilii, der Augenbrauenrunzler, zur Hochform auf.

  • mürrisch
  • eingeschnappt
  • wütend
  • verärgert
  • zornig

Überraschung

Hier sind die aufgerissenen Augen dominierend, die womöglich den Zweck haben, den Grund der Verblüffung besser erspähen zu können. Ein leicht geöffneter Mund, gehobene Brauen und horizontale Stirnfalten verstärken den Eindruck.

  • beeindruckt
  • erstaunt
  • perplex

Angst

Zusammengezogene Augenbrauen drücken Furcht aus. Die Stirn wird in Falten gelegt, die – anders als bei Überraschung – parallel zu den Brauen verlaufen. Bei Verlegenheit kommt häufig ein Biss auf die Unterlippe hinzu.

  • verlegen
  • schüchtern
  • panisch
  • verängstigt
  • besorgt

Verachtung

Die Brauen beschreiben ein Wellenmuster, die Lippen werden teils geschürzt (Musculus orbicularis oris), teils seitlich gehoben (Musculus levator labii superioris). Das leicht angehobene Kinn lässt uns »von oben herab« blicken, und die geblähten Nasenflügel, ähnlich wie bei Wut, signalisieren Kampfbereitschaft.

  • arrogant
  • stolz
  • skeptisch
  • abschätzig

Ekel

Der gekräuselte Nasenrücken und der geöffnete Mund, teils mit herausgestreckter Zunge, zeigen an: Da ekelt sich jemand. Verengte Atemwege, Ausspucken sowie das Anspannen des Halses dienen dazu, möglichst nichts von dem potenziellen Gift hereinzulassen. Zuständig für die Nasenakrobatik ist der Muskel mit dem wohlklingenden Namen levator labii superioris alaeque nasi.

  • angewidert

Quelle: Gehirn & Geist Special 1_2020

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