Die Ānāpānasati Meditation ist eine der grundlegendsten Meditationsarten des buddhistischen Befreiungswegs. Dabei wird der Atem, der sowohl willentlich durchgeführt, als auch autonom stattfindet als Brücke genutzt um das Tagesbewusstsein und das Herzbewusstsein zu vereinen. Es beinhaltet in seinem Fortschritt die Vipassanā Meditation, die zu immer tieferem Wissen führt. Dazu wird nach der Etablierung des Meditationsobjektes des Atems der Körper hinzugenommen.

Nachfolgend wurde eine Sammlung von guten Texten zusammengetragen, die in ihrer Tiefe den gesamten Weg der Jhānas №1 bis №4 umfasst, mit deren Vervollkommnung die Samadhi Fähigkeit erreicht wird.

Die buddhistische Meditation

Die buddhistische Meditation besteht aus zwei Aspekten – geistige Ruhe oder stilles Verweilen (skt., shamatha) und durchdringende Einsicht (skt., vipassana). Durchdringende Einsicht oder auch „Hellblick“ lässt Vergänglichkeit aller zusammengesetzten Phänomene erkennen, realisiert die Leidhaftigkeit alles Bedingten, weiß um die Ich-losigkeit und realisiert das Verlöschen, das den begrifflichen Geist übersteigt. Die geistige Ruhe ist von Sammlung, Einspitzigkeit und Nicht-Zerstreutheit gekennzeichnet. Damit man dieses stille Verweilen auch realisieren kann, muss man fünf Fehler beseitigen, indem man acht Gegenmittel anwendet.

Die fünf Fehler sind: 1) Faulheit; 2) das Objekt der Meditation vergessen; 3) Nachlässigkeit und Aufgeregtheit; 4) Nicht-Anwendung; und 5) zu starke Anwendung. Die Gegenmittel sind: 1) Vertrauen, 2) Bestreben, 3) Ausdauer und 4) Geschmeidigkeit – diese vier helfen gegen Faulheit; 5) Erinnerung um das Objekt nicht zu vergessen; 6) Aufmerksamkeit um nicht nachlässig und aufgeregt zu sein; 7) Anwendung und 8) Gleichmut.

Weiters gibt es neun Stufen der Meditation, die durch sechs Kräfte erreicht werden: 1) die Kraft des Zuhörens (erste Stufe); 2) die Kraft des Nachdenkens (zweite Stufe); 3) die Kraft der Erinnerung (dritte und vierte Stufe); 4) die Kraft der Aufmerksamkeit (fünfte und sechste Stufe); 5) die Kraft der Ausdauer (siebte und achte Stufe) und 6) die Kraft der völligen Vertrautheit (neunte Stufe).

🌐 Quelle: Grundlagen der Achtsamkeit

Achtsamkeit auf den Atem

„Rede vom bewussten Ein- und Ausatmen“ – Ānāpānasati-Sutta

15. „Ihr Bhikkhus, wenn die Achtsamkeit auf den Atem entfaltet und geübt wird, ist sie von großer Frucht und großem Nutzen. Wenn die Achtsamkeit auf den Atem entfaltet und geübt wird, vervollkommnet sie die vier Grundlagen der Achtsamkeit. Wenn die vier Grundlagen der Achtsamkeit entfaltet und geübt werden, vervollkommnen sie die sieben Erleuchtungsglieder. Wenn die sieben Erleuchtungsglieder entfaltet und geübt werden, vervollkommnen sie wahres Wissen und Befreiung.“

16. „Und wie, ihr Bhikkhus, wird die Achtsamkeit auf den Atem entfaltet und geübt, so daß sie von großer Frucht und großem Nutzen ist?“

17. „Da setzt sich ein Bhikkhu nieder, nachdem er in den Wald oder zum Fuße eines Baumes oder in eine leere Hütte gegangen ist; nachdem er die Beine gekreuzt, den Oberkörper aufgerichtet und die Achtsamkeit vor sich gegenwärtig gehalten hat, atmet er völlig achtsam ein, achtsam atmet er aus.“

18. „Wenn er lang einatmet, versteht er: ,Ich atme lang ein‘; oder wenn er lang ausatmet, versteht er: ,Ich atme lang aus.‘ Wenn er kurz einatmet, versteht er: ,Ich atme kurz ein‘; oder wenn er kurz ausatmet, versteht er: ,Ich atme kurz aus.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei den ganzen Atemkörper erleben‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei den ganzen Atemkörper erleben.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei die Gestaltung des Körpers beruhigen‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei die Gestaltung des Körpers beruhigen.‘“

19. „Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei Verzückung erleben‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei Verzückung erleben.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei Glückseligkeit erleben‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei Glückseligkeit erleben.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei die Gestaltung des Geistes erleben‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei die Gestaltung des Geistes erleben.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei die Gestaltung des Geistes beruhigen‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei die Gestaltung des Geistes beruhigen.‘“

20. „Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei den Geist erleben‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei den Geist erleben.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei den Geist erfreuen‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei den Geist erfreuen.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei den Geist konzentrieren‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei den Geist konzentrieren.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei den Geist befreien‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei den Geist befreien.‘“

21. „Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei die Vergänglichkeit betrachten‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei die Vergänglichkeit betrachten.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei die Lossagung betrachten‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei die Lossagung betrachten.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei das Aufhören betrachten‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei das Aufhören betrachten.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei das Loslassen betrachten‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei das Loslassen betrachten.‘“

🌐 Quelle: Achtsamkeit auf den Atem

Die Sieben Erleuchtungsglieder (Bojjhanga)

  1. Achtsamkeit (sati – sambojjhanga),
  2. Wahrheitsergründung, Ergründung der Gesetzmäßigkeit (dhammavicaya – sambojjhanga),
  3. Willenskraft, Beharrlichkeit (viriya – sambojjhanga),
  4. Freude (pīti – sambojjhanga),
  5. Gestilltheit, Gelassenheit (passaddhi – sambojjhanga),
  6. Sammlung (samādhi – sambojjhanga),
  7. Gleichmut (upekkhā – sambojjhanga).

Achtsamkeit (Sati)

Im Buddhismus hat die Achtsamkeit einen zentralen Status, sie wird als eine grundlegende Haltung angesehen. Achtsam zu sein bedeutet, ganz in der Gegenwart, im Hier und Jetzt zu sein und sich seiner Gefühle, Gedanken und Handlungen in jedem Augenblick voll bewusst zu sein. Achtsamkeit heißt, auf sich selbst bezogen zu sein, sein Selbst zu beobachten und ihm zu folgen, und auch dem Geschehen, dem Gegenüber, die ganze Aufmerksamkeit darzubringen.

„Was da Besinnung ist, Nachsinnen, ins Gedächtnis zurückrufen, Erinnerung, im Gedächtnis bewahren, Gründlichkeit, Nichtvergesslichkeit, Besinnung, Fähigkeit der Besinnung, Kraft der Besinnung, rechte Besinnung: das nennt man Besinnung. Der mit dieser Besinnung ausgerüstete Mensch aber gilt als der Besinnung gewärtig.“

Gesetzesergründung (Dhamma-vicaya)

Unter Dhamma-vicaya wird das klare Erfassen der buddhistischen Lehre verstanden sowie die Einsicht in die Gesetzesordnung des Universums.

„Solcherart achtsam verweilend aber ergründet er und erforscht und erwägt mit Einsicht das Gesetz (oder die Daseinserscheinungen).“

Willenskraft (Viriya)

Unter Viriya wird die Willenskraft, Ausdauer und Anstrengung verstanden. Dies bezieht sich auf das Aufrechterhalten der Anstrengungen in der Meditation.

„Da erzeugt, ihr Mönche, der Mönch in sich den Willen, nicht aufgestiegene üble, unheilsame Dinge nicht aufsteigen zu lassen; er strebt danach, setzt seine Willenskraft ein, spornt seinen Geist an und kämpft darum.“

Freude (Piti)

Piti bedeutet Freude, die durch Gewinnung des inneren Friedens erlangt wird. Die Voraussetzung ist jedoch, das wertende Denken zu überwinden.

„Nach Stillung von Gedankenfassung und wertendem Denken aber gewinnt der Mönch den inneren Frieden, die Einheit des Geistes, die von Gedankenfassung und wertendem Denken freie, in der Vertiefung geborene, von Verzückung und Glücksgefühl erfüllte zweite Vertiefung.“

Gestilltheit (Passaddhi)

Unter Passadhi versteht man Gestilltheit und Ruhe. Hierbei handelt es sich um die körperliche und geistige Spannkraft, die durch Meditation erreicht wird. Dem „Entzückten“ beruhigt sich der Körper, ein Zustand der Ruhe wird erreicht. In dem geistig Verzückten aber stillen sich Geist und Bewusstsein.

„Das häufige und gründliche Nachdenken darüber, dies ist der Nährstoff, der zum Entstehen …der Gestilltheit führt.. Es gibt die Vorstellung der Gemütsruhe, eine unverwirrte Vorstellung. Das häufige und gründliche Nachdenken hierüber, dies ist der Nährstoff . . . der Sammlung.“

Sammlung (Samadhi)

Samadhi beinhaltet die Regeln der Vertiefung bzw. des Sichversenkens. Es ist die Sammlung und Konzentration, das Gerichtetsein des Geistes auf einen einzigen Meditationsgegenstand. In der Konzentration auf den Atem wird der Geist frei von Gedanken, Sammlung heißt also vor allem auch Leere, frei (an Gedanken) sein, nicht dem Wechselbad wertenden Denkens ausgeliefert zu sein.

„Samadhi ist das Gerichtetsein des Geistes auf ein einziges Objekt. Die Einspitzigkeit des Geistes … gilt als die Sammlung.“

Gleichmut (Upekkhā)

Upekkha heißt, dass man gleichmütig ist und unberührt bleibt, d. h. frei von wertendem Unterscheiden ist. Es ist ein vollkommenes Ruhen in sich sein, auch selbst in einer Menschenmenge. Gleichmut erkennt die Gleichheit der Lebewesen, er äußert sich, indem weder Zu- noch Abneigung auftreten. Der Geist ist vollkommen eins und ruht in sich.

„Gegen den also gesammelten Geist aber verhält er sich gleichmütig.“

🌐 Quelle: Bojjhanga

Vier Grundlagen der Achtsamkeit

Buddha Shakyamuni hat die vier Grundlagen der Achtsamkeit gelehrt:

  1. analytische Betrachtung des Körpers bzw. der physischen Existenz;
  2. analytische Betrachtung der Emotionen;
  3. analytische Betrachtung des Geistes bzw. des Intellekts; und
  4. analytische Betrachtung der Geistesobjekte bzw. der Phänomene.

Erste Betrachtung

Bei allen diesen Betrachtungen wird mit dem Atem als Anker gearbeitet. Zunächst wird man sich des eigenen Atems bewusst. Dadurch gelangt man in einen Zustand von Sammlung und achtsamer Präsenz. Die Betrachtung des Körpers geschieht über sechs Etappen:

  1. zunächst auf das Ein- und Ausatmen;
  2. die Betrachtung der vier Körperpositionen;
  3. Betrachtung von Achtsamkeit und Bewusstseinsklarheit bzgl. der sieben Glieder der Erleuchtung;
  4. Achtsamkeit bzgl. der 32 Körperteile;
  5. das Untersuchen der vier körperlichen Elemente und
  6. die neun Friedhofsbetrachtungen.

Danach macht man sich den eigenen Körper bewusst und bringt schließlich durch erste Grundlage den Körper in einen Zustand von Ruhe und Frieden. Indem man dabei Achtsamkeit mit dem Atem als Anker praktiziert, werden Körper, Geist und Atem in Harmonie vereint.

Zweite Betrachtung

Durch die zweite Grundlage der Achtsamkeit wird man sich der eigenen Gefühle und Empfindungen gewahr. Diese können von dreifacher Natur sein:

  1. angenehm;
  2. unangenehm oder
  3. indifferent.

Man kann bei dieser Betrachtung auch versuchen, angenehme Empfindungen wie Freude und Glück zu erzeugen, sodass man einerseits Zerstreutheit und Unachtsamkeit beendet und andererseits Körper und Geist in einen friedvollen Zustand versetzt. Auf diese Weise macht man sich die Gefühle bewusst und erlangt schließlich Kontrolle über sie.

Dritte Betrachtung

Die dritte Grundlage der Achtsamkeit handelt vom Gewahrsein der Geisteszustände. Dabei macht man sich jeden aufsteigenden Geisteszustand bewusst und erkennt, ob der Geist anhaftend, frei von Gier, gehässig oder frei von Hass, selbstbezogen verblendet oder offen und weit ist, ob er verkrampft und zerstreut oder gesammelt oder frei ist.

Auf diese Weise lernt man, den Geist zu konzentrieren und ruhig werden zu lassen. Dadurch kann man die Hindernisse im Geist auflösen und erkennt so die Formkräfte im Geist.

Vierte Betrachtung

In der Betrachtung der Geistesobjekte, der Phänomene, werden meist neun Aspekte aufgezählt: 1) Gewahrsein darüber, ob die fünf Hemmnisse (Begierde, Aversion, Trägheit, Unruhe, Skepsis) vorhanden sind oder nicht; 2) man weiß um ihr Entstehen, ihre Überwindung, sodass sie nicht mehr auftauchen; 3) man weiß um die Beschaffenheit der fünf Erlebnishaufen (skandhas), wie sie entstehen und sich auflösen; 4) man kennt die zwölf Grundlagen der Geistesprozesse (ayatanas); 5) man erkennt, wie man dadurch gebunden ist; 6) wie sie entstehen und man sie überwindet; 7) man weiß, ob eines der sieben Glieder der Erleuchtung vorhanden ist oder nicht; 8) man weiß, wie es entsteht und zur vollen Reife gelangt; und 9) man erkennt die Vier Edlen Wahrheiten ihrer Wirklichkeit gemäß.

Soweit nun die Theorie. Im Grunde blickt man durch diese vierte Betrachtung in die Unbeständigkeit und Vergänglichkeit aller bedingt entstandenen Phänomene – der unbeständigen Natur aller Dharmas. Dabei wird auch die letztendliche Unzulänglichkeit alles Geschaffenen realisiert, da alle Phänomene eben bedingtes Entstehen sind. Man wird sich der Identitätslosigkeit aller wechselseitig bedingten Phänomene gewahr und dadurch erlöschen diese in Leerheit – d.h. das Greifen nach ihnen erschöpft sich, da der begriffliche Geist erlischt. Auf diese Weise gelangt man zu einer völlig offenen Präsenz, in der sich Gedanken als der Schmuck des Geistes und alle Erscheinungen als illusionäres Spiel ereignen.

Betrachtet man sich selbst und alle Phänomene auf diese Weise, erlangt man durch Gewahrsein eine Freiheit von Anhaftung und Ablehnung – den Kräften, die uns immer wieder in einen redundanten Erfahrungskreislauf zwingen – und kann so mitten im Leben stehen und dabei Frieden und Freude empfinden, da die Bindungskräfte erloschen sind.

🌐 Quelle: Grundlagen der Achtsamkeit

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