Der Begriff des Gemütes ist fast in Vergessenheit geraten. Es findet sich meist nur noch in Form des Ausdruckes der Gemütlichkeit. Das Gemüt bestimmt unsere innere Stimmung und unser Weh- oder Wohlempfinden. Es zahlt sich aus, sich mit dem Ballett des eigenem Gemüt auseinander zu setzten und seinen Tanz zu betrachten.

Das Gemüt stellt einen Sammelbegriff für die seelischen Empfindungen und Gedanken, die durch das Substantiv Mut bezeichnet sind dar. Das Gemüt bezeichnet die durch die Gesamtheit der Gefühls- und Wille­nserregungen erworbene Einheit und Bestimmtheit der Psyche. Das Gemüt wird dabei als Gegenpol zur Intelligenz und dem Verstand angesehen. Das Gemüt ist die ungeteilte, rein gegensatzlose Mitte unserer Wesens.

Als Gemütszustand wird die akute seelische, psychische und emotionale Gesamtsituation eines Menschen bezeichnet.Der Natur des Gemüts ist die Selbstbeherrschung und nicht der verstandesmäßigen Intelligenz zuzuordnen. Ein starkes Gemüt ist ein solches, welches auch bei den heftigsten Regungen nicht aus dem Gleichgewicht kommt.

Das Gemüt erscheint als das bewusstlose, naturverfallene Prinzip des Geistes. Es kann als dreigeteilt angesehen werden:

  • als Sehnsucht, Sympathie, Schwermut; 
  • als Sucht, Lust, Begierde, Haß, Irritabilität und
  • als Gefühl und Sensibilität, das Höchste, das sich im Gemüt findet.

Die Macht des Gemüts ist es, durch den bloßen Vorsatz seiner eigenen krankhaften Gefühle Meister zu werden.

Die Gemütsstimmung ist die Betonung der Innerlichkeit, ist der innere Klang – ist die innere Stimmung unseres Wesens.

Somatik

In der Theorie der Somatik einer eher naturwissenschaftlich ausgerichteten Medizin wird das Gemüt als den mehr „rezeptiven Anteil“ des Gehirns angesehen, der Körperfühlsphäre. zugehörig angesehen. Diese Vorstellungen bezieht sich dabei auf das Modell des Reflexbogens mit einem durch Empfindungen bestimmten rezeptorischen (zentripetalen) und einem durch den Willen oder die Emotionalität effektorischen (zentrifugalen) Anteil der Verhaltensbereitschaft.

Wille und Emotion sind zentripetale Kräfte – sie bewegen uns in der Welt. Das Gemüt beherrscht dabei die zentrifugalen Kräfte. Die Gefühle sind eine Empfindung und damit zu den Wahrnehmungen zu zählen.

Innere Empfindungen, das heisst Gefühle und Gedanken erzeugen eine Spannung, die über das Gemüt zu Wille und Emotion. Die über das Gemüt unbewusst gezeugten Emotionen sind die unbewussten Beweggründe und stellen den Reflexbogen dar.

Die willentlichen Beweggründe stellen den bewussten Aktionsbogen dar. Hier sind uns die Beweggründe bewusst und wir können Abwägen ob wir eine Handlung vollziehen oder nicht.

Der Tanz des Dervish

Beim Tanz der Dervishe wird das Gemüt durch die Drehung gegen den Uhrzeigersinn gestimmt, linksdrehend auf die gefühlsbetonte Seite verschoben. Durch die Musik und die innere Hinwendung zu Gott wird der Verstand und das Nachdenken ausgeschaltet. Dadurch kann es zu einer Ekstase kommen. Freilich ist diese Praxis keine dauerhafte Lösung von den Fesseln und Wurzeln des Übels – kann jedoch eine Erlebnis bescheren, das einen Vorgeschmack auf das Göttliche bietet.

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Der Tanz des Dervish

Die Erziehung des Herzens

Die Erziehung des Herzens ist die auf Beständigkeit der Befreiung ausgerichtete Lösung von den Fesseln des Übels. Die Befreiung kann durch Besinnung, Besonnenheit, Gemütsruhe und der Ruhe des Geistes erwirkt werden.

Zur Besinnung kommen …

Durch Gewissensreinheit kann die Besinnung eingeleitet werden. Man besinnt sich auf das wesentliche, das heisst auf sein Wesen und gewinnt einen Eindruck von dem was einem belastet. Wenn man entsprechend handelt kann eine tiefere Gewissensreinheit die Folge sein, welche wiederum die Besinnlichkeit fördert, …

„Wenn es dir gelingt,
über dich selbst gut zu Gericht zu sitzen,
dann bist du wirklich Weise.“

– Der kleine Prinz

Ein liebevolles, besonnenes Gemüt entwickeln …

Durch den liebevollen Umgang mit seinen Mitmenschen, den Tieren und den Pflanzen – ja der ganzen Welt kann das Gemüt erleuchtet werden. Die Besonnenheit des Gemütes ist die Grundlage um die Gemütsruhe zu gewinnen.

„Denn die Arme der Liebe halten dich gut, sie halten
deine Gegenwart,
deine Vergangenheit,
deine Zukunft,
die Arme der Liebe umfassen dich ganz …“

Südkurier

Gemütsruhe gewinnen …

Durch Geduld, Gelassenheit und Gleichmut kann sich das Gemüt beruhigen.  Wer ein ruhiges Gemüt hat kann den Wirren des Lebens widerstehen und gewinnt die Voraussetzung für eine gute Meditation. Die Meditation ist die Kunst die Mitte -Medium- zu finden und zu wahren. Inmitten des Wirbelsturmes, quasi im Auge des Hurrikans ist es ruhig und ungefährlich. Nur wer sich aus der Mitte bewegt wird vom Sturm der Leidenschaften erfasst und mitgerissen. 

Gestilltheit des Geistes entfalten …

„Liebevollen Gemütes weilend, durchstrahlt er eine Richtung, dann eine zweite, dann die dritte, dann die vierte, ebenso die oberen und die unteren Bereiche: überall in allem sich wiedererkennend, durchstahlt er die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit weitem, tiefem, nicht urteilendem, von Feindschaft und Hass befreitem.“

– Buddha Siddhartha Gautama

Wenn der Geist mit dem eigenen Licht des Herzens zu sehen beginnt dann lichten sich die Schleier der Dünkel und Meinungen und das wahre Wissen kann gewonnen werden. Dieses Wissen stillt den Geist nachhaltig und er kann sich in Stille entfalten!

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